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Gender Health Gap: Wenn Medizin nicht für alle gleich funktioniert

Die Gesundheitsversorgung stellt sich oft neutral dar. Doch ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Medizin behandelt Körper nicht gleich. Besonders weiblich gelesene Personen erleben deutlich schlechtere Diagnosen, längere Wartezeiten und weniger Forschung über ihren Körper. Dieser strukturelle Unterschied heißt Gender Health Gap. Er betrifft nicht nur Einzelfälle, sondern zeigt sich systematisch – in Studien, im Alltag und in medizinischen Standards.


*Wenn wir in diesem Beitrag von Mann/männlich oder Frau/weiblich sprechen, dann meinen wir damit männlich gelesene bzw. weiblich gelesene Personen.

Was bedeutet Gender Health Gap?

Der Gender Health Gap beschreibt die Ungleichheit in der Gesundheitsversorgung aufgrund des Geschlechts. Medizin orientiert sich seit Jahrhunderten am männlichen* Körper. Klinische Studien rekrutieren hauptsächlich männliche Teilnehmer, Medikamente richten sich nach deren Stoffwechsel, Symptome definieren sich nach männlichen Erfahrungswerten. Der weibliche oder menstruierende Körper bleibt außen vor. Dadurch entstehen Versorgungslücken, Fehldiagnosen und gravierende gesundheitliche Folgen.

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Ursachen des Gender Health Gap

Die medizinische Forschung vernachlässigt weiblich gelesene Körper. Viele Studien schließen sie aus, weil der Zyklus als "störende Variable" gilt. Gleichzeitig beeinflussen Rollenklischees die Wahrnehmung in der Praxis. Wenn menstruierende Personen über Schmerzen berichten, erhalten sie häufig die Diagnose "psychisch belastet". Männer mit denselben Symptomen bekommen Untersuchungen, Laborwerte und Therapievorschläge.


Auch strukturelle Ungleichheiten spielen eine Rolle: Weniger Geld für Forschung zu Endometriose, PMS oder PCOS. Kaum Studien zu geschlechterspezifischen Auswirkungen von Medikamenten. Und ein Gesundheitssystem, das wenig Raum für individuelle Bedürfnisse bietet.

Konkrete Beispiele aus dem Alltag

Ein Herzinfarkt verläuft bei menstruierenden Personen oft anders: weniger Brustschmerz, mehr Übelkeit oder Rückenschmerzen. Trotzdem orientiert sich die Diagnose an männlichen Symptomen – mit schwerwiegenden Folgen. Selbiges gilt für Parkinson. Auch Krankheiten wie Endometriose werden im Schnitt erst nach sieben bis zehn Jahren erkannt. Zyklusbeschwerden, Migräne oder chronische Schmerzen gelten als "normal" oder "hysterisch". Wusstest du schon, dass sogar die Psychologie vom Gender Health Gap beeinflusst ist? Ein Beispiel hierfür ist, dass ADHS und Autismus bei weiblich gelesenen Personen häufig unentdeckt bleiben. Weichen die Symptome von weiblich gelesenen Personen vom medizinischen Standardbild – also den typischen Symptomen männlicher Körper – ab, bleiben wichtige Diagnosen häufig aus.


Der Gender Health Gap zeigt sich nicht nur in der Praxis, sondern auch in Gesprächen mit Ärztinnen und Ärzten. Viele menstruierende Personen berichten, dass sie sich nicht ernst genommen fühlen. Besonders problematisch wird es, wenn Menstruation selbst zum Tabuthema wird. Hier gilt das Stichwort “ Period-Shaming ”. 

Forschungslücken in der Medizin

In der medizinischen Ausbildung fehlt das Wissen über weibliche Anatomie – jenseits von Schwangerschaft und Geburt. Zyklische Beschwerden wie PMS, PMDS oder hormonbedingte Migräne finden kaum Platz in Lehrbüchern. Dabei betreffen sie Millionen von Menschen. Stattdessen liegt der Fokus auf Krankheiten, die bei männlichen Körpern auftreten. Diese Schieflage führt dazu, dass menstruierende Personen oft zu spät, falsch oder gar nicht behandelt werden.

Auswirkungen auf Psyche und Alltag

Der Gender Health Gap bleibt nicht ohne Folgen. Wenn du immer wieder Schmerzen aushältst und Diagnosen hinterfragst, dann verlierst du irgendwann das Vertrauen. Viele menstruierende Personen vermeiden Ärztinnen und Ärzte aus Angst vor Abwertung.


Auch die psychische Gesundheit leidet unter ständiger Unsicherheit. Wer sich nicht gesehen fühlt, entwickelt schneller depressive Symptome, Angststörungen oder ein negatives Körperbild. Doch unsere Botschaft an dich lautet: "Dein Körper zählt." Du bist wertvoll und verdienst es, in der Medizin genauso gesehen zu werden wie männliche Körper.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was sind Gender Gaps?

Gender Gaps sind Lücken zwischen den Geschlechtern , die zeigen, dass Gleichberechtigung in vielen Lebensbereichen noch nicht erreicht ist. Diese Lücken tauchen überall auf: bei der Bezahlung, in der Rente, in der Politik – und leider auch in der Medizin.

Ein paar bekannte Beispiele:

  • Gender Pay Gap : Weiblich gelesene Personen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer.

  • Gender Care Gap: Weiblich gelesene Personen übernehmen deutlich mehr unbezahlte Sorgearbeit – sei es für Kinder, Angehörige oder im Haushalt.

  • Gender Pension Gap: Diese Ungleichheit setzt sich im Alter fort – Weiblich gelesene Personen haben weniger Rente.

  • Gender Health Gap: Auch im Gesundheitssystem erleben viele weiblich gelesene Personen Nachteile.

Diese Gaps sind kein Zufall. Sie spiegeln ein System wider, das immer noch stark an traditionellen Rollenbildern hängt und in dem die Bedürfnisse von Frauen und anderen Geschlechtern oft zu wenig gesehen werden.


Was ist der Gender Health Data Gap?

Der Gender Health Data Gap ist ein riesiges, oft übersehenes Problem – und zwar mitten in der Medizin. Kurz gesagt: Weiblich gelesene Personen kommen in der medizinischen Forschung immer noch viel zu selten vor. Viele Erkenntnisse in der Medizin gelten nicht für alle – sondern vor allem für männliche Körper. Die Datenlücken in der Medizin führen dann beispielsweise dazu, dass Krankheiten bei weiblich gelesenen Personen unerkannt bleiben.


Was ist Gender Ungleichheit in der Medizin?

Gender Ungleichheit in der Medizin bedeutet: Wer nicht in die Norm passt, läuft Gefahr, schlechter behandelt zu werden. Nicht in die Norm zu passen bedeutet in der Medizin einen weiblichen Körper zu haben - mit der Folge, eine schlechtere medizinische Versorgung zu erhalten.

Unsere Lösungen und Forderungen

Der Gender Health Gap ist kein individuelles Problem, sondern ein strukturelles. Deswegen braucht es systemische Veränderungen. Dazu zählen:

  • Mehr Forschung zu Krankheiten, die menstruierende Personen betreffen

  • Inklusive Standards in Studien und Zulassungsverfahren

  • Schulungen für Ärztinnen und Ärzte zur Sensibilisierung

  • Sichtbarkeit und Anerkennung zyklischer Prozesse

  • Politische Förderung geschlechtersensibler Medizin

Auch du kannst etwas beitragen: Sprich über deine Erfahrungen. Fordere eine Diagnose, wenn du Schmerzen hast. Und Ermutige andere, ihren Körper ernst zu nehmen. Wir bei Taynie empfehlen dir daher: Fordere Gerechtigkeit im Gesundheitssystem, informiere dich und stärke deine Stimme. Nur wenn menstruierende Personen sichtbar werden, schließen sich die Lücken in der Medizin.


Autor: Taynie.de

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